Saisonbestleistung zum
Saisonabschluss
Fußverletzung von Leo Huber trübt Grötzinger Freude über den Klassenerhalt
„Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts“, wird Artur Schopenhauer gern verkürzt zitiert. Ob der Zeitgenosse Jahns diese Erkenntnis seinerzeit auf die sportlichen Umtriebe der deutschen Jugend im Gefolge des Turnvaters bezog, ist nicht bekannt. Als gesichert kann allerdings gelten, dass der große Philosoph weder Handstand noch Riesenfelge beherrschte: Zweifellos hätte er den Kopf geschüttelt wie ein Wacken-Pilger angesichts der beiden Einsätze von Julius Kramer, der kaum 2 Monate nach seinem Fußbruch mit blitzsauberen Übungen an Barren und Reck auch ohne Abgänge die jeweils letzten Grötzinger Scorepunkte an diesen Geräten verbuchen konnte.
Dies offenbar antizipierend, verschaffte sich auch Leo Huber unmittelbar zuvor am Sprung voraussichtlich einige Monate Zeit, um seine Skills im Hang- und Stützverhalten zu verbessern – denn das Fahrgestell dürfte erstmal untauglich sein. Ein herzliches Dankeschön geht an dieser Stelle an die großartigen Sanis vor Ort, von der Erstversorgung von Huf und Kreislauf über den Abtransport im RTW bis zur leidlichen Entwarnung „nichts gebrochen“; da hat die zusätzliche Landematte wohl doch das Schlimmste abgefangen. Tatsächlich ist auch das Schopenhauer: „Ein Luftkissen – es mag wohl nichts drin sein, aber es mildert die Stöße des Lebens“.
Ach ja, geturnt wurde auch, und gar nicht mal schlecht – wobei die Gastgeber das Fehlen ihrer beiden jugendlichen Bundeskaderathleten Kimi Köhnlein und Philipp Steeb zu beklagen hatten, die parallel im Bundesleitungszentrum Kienbaum um „höhere Weihen“ zu turnen hatten. Begleitet von der ebenso kompetenten wie kurzweiligen Moderation durch den früheren Nationalturner Helge Liebrich blitzte mit einigen Doppelsalti am Boden, mehreren Querwandern am Pauschenpferd, sowie hochklassigen Reckabgängen hier und da auch durchaus mal Zweitliganiveau auf. Turner beider Mannschaften wurden lautstark vom erfreulich zahlreich anwesenden Publikum bejubelt. Dabei befand sich auf der Tribüne auch das komplette Team der Wetzgauer Erstligisten, die unmittelbar zuvor an Ort und Stelle gegen den deutschen Rekordmeister SC Cottbus den Finaleinzug unter Dach und Fach gebracht hatten. Reck-Vizeeuropameister und „Hero de Janeiro“ Andreas Toba stellte sich sympathisch und bodenständig wie immer nach dem Wettkampf auch als beliebtes Foto- bzw- Selfie-Motiv zur Verfügung.
Doch der Reihe nach: Am Boden gab es einen munteren Schlagabtausch auf hohem Niveau mit dem hauchdünn besseren Ende für die endlich einmal sturzfrei aufturnende Riege aus der Fächerstadt. Am Pferd konnte dank ebenfalls traumwandlerischer Sicherheit der Sack bereits zugemacht werden: Nachdem Tobias „Maschine“ Roth und Adrian Senger in den ersten beiden Duellen bereits einen komfortablen Vorsprung herausgeholt hatten, misslang Marco Richters Gegner trotz mehrfachen Versuches ein schwieriges Element, das somit auch nicht in die Wertung einging. Ein empfindlicher Punktabzug wegen zu kurzer Übung bescherte dem Neckarauer in Grötzinger Diensten 10 Scorepunkte, und Marvin Rauprich legte noch mal 4 Zähler drauf zum 18:0 an diesem Gerät.
An den Ringen wurde Nick Wolfinger schmerzlich vermisst; dank deutlicher Leistungssteigerung aller anderen Grötzinger Akteure konnte die Niederlage hier mit 2:3 aber in absolut erträglichen Grenzen gehalten werden. Mit einem komfortablen Vorsprung von 28:10 ging es in die Pause.
Am Sprung hatten beim Einturnen wie auch im Wettkampf mehrere Turner beider Mannschaften Schwierigkeiten mit dem Anlauf: Sowohl der erste als auch der letzte Springer der Gastgeber mussten ihren eigentlich geplanten Tsukahara gestreckt notgedrungen in der deutlich niedriger bewerteten gehockten Ausführung präsentieren, weil wegen fehlender Anlaufgeschwindigkeit und daraus resultierendem schwachem Absprung die erforderliche Abdruckhöhe nicht erreicht werden konnte. Aufgrund zweier Stürze, u.a. der oben ausführlich beschriebenen Bruchlandung von Leo, konnte hieraus leider kein Karlsruher Kapital geschlagen werden, trotz hervorragender Leistungen von Björn Brücher und Marvin, der hier mit 13,0 die Tageshöchstwertung verbuchen konnte.
Durch die verletzungsbedingte Unterbrechung gab es in der Folge eine kleine Pause zur mentalen Regeneration. Die Turner vom Grollenberg ließen sich aber durch die knappe 5:6-Niederlage am Sprung wie auch durch den Ausfall des eigentlich besten Barrenturners Leo nicht von der Siegerstraße abbringen: Gerrit Enderle sicherte zu Beginn 2 Scorer mit der saubersten Übung des Wettkampfes (Ausführungsnote 9,35 von möglichen 10), Marvin und Julius legten 4 Zähler drauf, und der spontan für Leo eingesprungene Mannschaftskapitän Julian Bertsch verteidigte den Vorsprung.
Am Reck war der Wettkampf bereits entschieden, was dem Einsatz aller Beteiligten jedoch keinen Abbruch tat: Tobi legte gewohnt solide vor, Marvin und Julius erteilten ihren Gegnern deutlich das Nachsehen, und Sverre Weiss konnte mit einem haushohen „Doppel-Doppel“ (Doppelsalto gehockt mit 2 Längsachsendrehungen) den krönenden Schlusspunkt unter einen großartigen Wettkampf setzen. Marvin wurde mit 14 Zählern Topscorer der Begegnung.
Wir bedanken uns beim höchst sympathischen Liganeuling aus Schwäbisch Gmünd für die Gastfreundschaft: Ihr stellt definitiv eine Bereicherung für die DTL dar, und wir freuen uns auf das Rückspiel im nächsten Jahr.
JR
Bilder Galerie